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Tschadsee-Konflikt: Immer mehr Kinder von Boko Haram für Bombenattacken missbraucht

On 24 May 2015 in Libya, Addis, holding his 30-month-old son, Lato, sits in a cell at the Alguaiha detention centre in the coastal town of Garabulli on the north-western coast. The detention facility houses illegal migrants apprehended while attempting the dangerous voyage across the Mediterranean Sea to reach Europe. Foreigners without legal immigration status in the country can be arrested and can spend up to 12 months in a detention centre, where conditions are poor at best, with inadequate medical care, insufficient relief items, and without proper ventilation and sanitation. Overcrowding also exacerbates the already harsh conditions and, with poor ventilation, can lead to the spread of disease. In some detention centres, more than 50 people are crowded into rooms designed for 25. Addis, from Eritrea, is now a single parent. He and his wife decided to leave their homeland right after Lato was born. The family spent two years in Sudan, where Addis worked as a driver. ìAfter that, we decided to go to Tripoli, where my brother is working in a supermarket,î he said. His wife died during the journey by truck between Sudan and Libya. ì Ömy wife had an asthma attack. We could[nít] do anything for her, ìAddis said. ìShe quickly died, suffocated.î He buried her under the sand, with the help of another man making the crossing. ìNow I am here in this detention centre because, as we were only 200 kilometres from Tripoli, the police caught us at a check point. My dream is still to join my brother in Tripoli and offer a better life to my son, îhe said.

11.04.2017, 17:32 | OTS0165 | UNICEF Österreich

Tschadsee-Konflikt: Immer mehr Kinder von Boko Haram für Bombenattacken missbraucht

Neuer UNICEF-Bericht drei Jahre nach der Entführung von Schulmädchen in Nigeria

UN055932_400(Dakar/New York/Wien/OTS) – Die Anzahl der Kinder, die für „Selbstmord“-Attentate im Tschadsee-Konflikt benutzt wurden, ist im ersten Quartal 2017 auf 27 angestiegen verglichen mit 9 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das besagt ein heute veröffentlichter Bericht von UNICEF.

„Bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres ist die Anzahl der Kinder, die in Bombenattacken eingesetzt wurden, fast schon gleich so hoch wie die Gesamtzahl letztes Jahr – das ist der denkbar schlimmste Einsatz von Kindern in einem Konflikt“, sagt Marie-Pierre Poirier, UNICEF Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika.

UNICEF-Bericht zeigt Systematik der Entführungen auf

Dieser Anstieg spiegelt eine alarmierende Taktik der Rebellen wider, so der UNICEF-Report Silent Shame: Bringing out the voices of children caught in the Lake Chad crisis. Bisher wurden seit 2014 117 Kinder missbraucht, um Bombenattacken auf öffentlichen Plätzen in Nigeria, Tschad, Niger und Kamerun durchzuführen: vier im Jahr 2014, 56 im Jahr 2015, 30 im Jahr 2016 und 27 nur in den ersten drei Monaten von 2017. Für die überwiegende Mehrzahl dieser Angriffe wurden Mädchen verwendet.

Infolgedessen werden Mädchen, Buben und sogar Kleinkinder auf Märkten und an Checkpoints von der Bevölkerung als Gefahr angesehen, weil angenommen wird, dass sie Sprengstoffe tragen.

„Diese Kinder sind Opfer, nicht Täter“, sagt Poirier. „Sie zu zwingen oder zu täuschen, um solche schrecklichen Taten zu begehen, ist zu verurteilen.“

Opfer leiden unter Stigma und Ausgrenzung

Der Report – veröffentlicht drei Jahre nach der Entführung von über 200 Schulmädchen in Chibok – liefert besorgniserregende Berichte von Kindern, die in den Händen von Boko Haram gefangen gehalten waren, und zeigt auf, wie diese Kinder auf tiefes Misstrauen treffen, wenn sie in ihre Communities zurückkehren.

UN055929_400In Interviews berichten viele Kinder, die Teil von Boko Haram waren, dass sie ihre Erfahrungen verheimlichen, weil sie Stigmatisierung und sogar gewalttätige Repressalien von ihrer Community fürchten. Manche sind gezwungen ihre Schrecken in Stille zu ertragen, weil sie sich zurückziehen, aus Angst geoutet oder stigmatisiert zu werden.

Der Report betont auch die Herausforderungen für lokale Autoritäten in Bezug auf Kinder, die an Checkpoints abgefangen und für Befragungen in Gewahrsam genommen wurden, und äußert große Besorgnis bezüglich der langen Dauer der Festnahme. 2016 waren in den vier Ländern fast 1.500 Kinder in Gewahrsam.

Unterstützung für Reintegration der Kinder gefordert

UNICEF ruft die Konfliktparteien zu folgenden Handlungen auf, um Kinder in der Region zu schützen:

  • Die schwerwiegenden Verstöße gegen Kinder durch Boko Haram zu beenden, inklusive der Rekrutierung und dem Einsatz von Kindern in bewaffnetem Konflikt als sogenannte „Selbstmord“-Attentäter.
  • Kinder so schnell wie möglich von militärischem Umfeld in ziviles Umfeld zu bringen.  Kinder, die ausschließlich für ihre mutmaßliche oder tatsächliche Verbindung zu bewaffneten Gruppen in Gewahrsam genommen wurden, sollten für die Reintegration und Unterstützung unverzüglich an zivile Einrichtungen übergeben werden.
  • Betreuung und Schutz für Kinder bereitzustellen, die von ihrer Familie getrennt oder unbegleitet sind. Alle Kinder, die von der Krise betroffen sind, benötigen psychosoziale Unterstützung und sichere Orte, um sich zu erholen.

Humanitäre Hilfe für Kinder der Tschadsee-Region

2016 hat UNICEF über 312.000 Kinder mit psychosozialer Unterstützung in Nigeria, Tschad, Kamerun und Niger erreicht und mehr als 800 Kinder mit ihren Familien zusammengeführt.

UNICEF arbeitet mit Communities und Familien zusammen, um Stigma gegen Überlebende von sexueller Gewalt zu bekämpfen und ein schützendes Umfeld für ehemalige Entführte aufzubauen.

In einer Krise, die mehr als 1,3 Millionen Kinder vertrieben hat, unterstützt UNICEF auch lokale Behörden, um sicheres Wasser und lebensrettende Gesundheitsversorgung anzubieten, Zugang zu Bildung durch den Aufbau von temporären Schulen wiederherzustellen und therapeutische Nahrung zu mangelernährten Kindern zu bringen.

Die Reaktion auf diese Krise bleibt fortwährend massiv unterfinanziert. Der letztjährige UNICEF Appell über 154 Millionen US-Dollar für das Tschadseebecken wurde nur zu 40 Prozent finanziert.

Spendenkonto:

UNICEF Österreich
AT46 6000 0000 0151 6500
www.unicef.at

Rückfragehinweis:
Simone Mang, mang@unicef.at, +43 1 879 21 91 – 40

Photographs: © UNICEF

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