Wahlverhalten der Auslandstürk/innen: Hohe Zustimmung in Österreich und traditionellen Gastarbeiter-Ländern
17.04.2017, 11:18 | OTS0017 | Österreichischer Integrationsfonds
Wahlverhalten der Auslandstürk/innen: Hohe Zustimmung in Österreich und traditionellen Gastarbeiter-Ländern
Zustimmung bei Auslandstürk/innen in Europa z. T. weit höher als in der Türkei selbst / Türkeistämmige Gastarbeiter/innen niedriger gebildet und öfter arbeitslos
(Wien/OTS) – Rund 2,9 Millionen Stimmberechtigte beim gestrigen Verfassungsreferendum lebten außerhalb der Türkei, drei Viertel von ihnen in fünf europäischen Ländern, die als sogenannte „Gastarbeiter-Länder“ gelten: In Deutschland waren 1,43 Mio. wahlberechtigte Türken registriert, in Frankreich 326.000, in den Niederlanden 253.000, in Belgien 138.000 und in Österreich 108.561. In den Ländern mit hohem Gastarbeiter-Anteil fiel die Zustimmung beim Referendum durchwegs deutlich höher aus als in der Türkei selbst: Deutschland 63%, Frankreich 65%, Niederlande 71%, Belgien 75% und Österreich 73%.
Ungleich niedriger hingegen die Zustimmung der Wahlberechtigten in Schweden (47%), im Vereinten Königreich (20%) sowie in der Schweiz (38%), in der es einen stark überdurchschnittlichen Anteil von Alevit/innen gibt. Ebenfalls klar ablehnend die Wahlberechtigten in den USA (16%), Russland (26%) und Australien (42%).
Drei Viertel der türkischen Wähler/innen in Österreich sagten „Ja“
Mehr als 7 von 10 der Wähler/innen in Österreich stimmten beim umstrittenen Verfassungsreferendum am Sonntag mit „Ja“: 73,2% stimmten für die Verfassungsänderung, 26,4% dagegen (Auszählungsstand Montagfrüh). Damit liegt die Zustimmung zu den Vorhaben von Präsident Erdogan unter den Türk/innen in Österreich deutlich höher als in der Türkei selbst, wo 51,4% mit „Ja“ stimmten.
110.000 Menschen türkischer Herkunft in Wien
Rund 273.000 Personen mit türkischem Migrationshintergrund (d.h. sie selbst oder beide Elternteile wurden im Ausland geboren) lebten 2015 in Österreich. Die meisten Personen mit türkischem Migrationshintergrund wohnten in Wien (110.000). Mit Blick auf die Staatsangehörigkeit waren zu Jahresbeginn 2017 knapp 117.000 türkische Staatsangehörige in Österreich ansässig.
Bildungsniveau deutlich niedriger als bei Österreicher/innen
Menschen mit türkischem Migrationshintergrund sind laut Statistischem Jahrbuch Migration & Integration 2016 deutlich niedriger qualifiziert als Österreicher/innen ohne Migrationshintergrund: Bei den niedrigeren Bildungsabschlüssen zeigen sich bei der Bevölkerung mit türkischem Migrationshintergrund überdurchschnittliche Anteile. Verfügten 2015 nur 11% der inländischen Bevölkerung (25 – 64 Jahre) maximal über einen Pflichtschulabschluss, war dieser Anteil bei der Bevölkerung türkischen Migrationshintergrunds mit 61% mehr als fünf Mal so hoch.
Türk/innen doppelt so oft arbeitslos, nur 4 von 10 Frauen erwerbstätig
Klare Unterschiede zeigt auch die Beschäftigungsstatistik: Während die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2015 bei Österreicher/innen bei 8,1% lag, war sie bei Türk/innen mit 19,8% mehr als doppelt so hoch. Im Vergleich zu Österreicher/innen stehen Personen mit Migrationshintergrund statistisch seltener im Erwerbsleben: 74% der Österreicher/innen ohne Migrationshintergrund (15 – 64 Jahre) waren im Jahresdurchschnitt 2015 erwerbstätig; bei Türk/innen waren es nur 54%. Besonders auffällig ist die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen: Bei österreichischen Frauen lag die Erwerbstätigenquote 2015 bei 70%, bei türkischen Frauen hingegen bei 42%.
Aktuelle Experten-Interviews in „Perspektiven Integration“
Einschätzungen von Expert/innen mit türkischem Migrationshintergrund über die Identifikation türkeistämmiger Menschen mit Österreich und den Einfluss der türkischen Politik gibt es in der aktuellen Ausgabe der ÖIF-Interviewreihe „Perspektiven Integration“; Download unter: http://www.integrationsfonds.at/perspektiven.
Rückfragehinweis:
Österreichischer Integrationsfonds
MMag. Franziska Troger
+43 1 7101203 333
franziska.troger@integrationsfonds.at
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